Gespräche über Langzeitarbeitslosigkeit bei Möwengeschrei
Sozialpolitische Gespräche auf dem historischen Zweimastsegler „Johanne“ in Kiel
Kiel - Die Arbeitslosigkeit sinkt und manche Politiker sprechen in den Sonntagsreden schon vom Jobwunder in Deutschland. Die vordergründigen Zahlen sprechen tatsächlich für sich: Die Arbeitslosenquote liegt bundesweit bei 6,0 Prozent, in Schleswig-Holstein bei 6,2 Prozent. Zurzeit sind im Land 94.000 Menschen ohne Arbeit, 67.000 von Ihnen beziehen Arbeitslosengeld II.
Doch diese Fakten sind nur eine Seite der Medaille, wie bei einem Expertengespräch der Landesarbeitsgemeinschaft Arbeit an Bord des historischen Zweimastseglers „Johanne“ während der Kieler Woche deutlich wurde. Unter Hinweis auf die jüngste Bertelsmann-Studie zur Langzeitarbeitslosigkeit zeigte Christoph Fels, Geschäftsführer der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Flensburg mbH und Mitglied im Vorstand der LAG Arbeit die weiteren Fakten auf:
- Mehr als jeder Dritte Arbeitslose ist langzeitarbeitslos.
- Mehr als ein Viertel der Langzeitarbeitslosen ist älter als 55 Jahre alt.
- Zwei Drittel der Langzeitarbeitslosen sind länger als zwei Jahre arbeitslos.
- Fast jeder dritte Langzeitarbeitslose ist geringqualifiziert.
„Wir müssen die Probleme anpacken und spezielle Programme entwickeln, um die Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt zu begleiten – jetzt oder nie“, sagte Christoph Fels mit Blickrichtung Landes- und Bundespolitik.
Ein weiteres Thema, das an Bord begleitet vom Möwengeschrei diskutiert wurde, war die Frage, wie sich die große Zahl an Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt integrieren lässt. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, ob sich der bereits latent vorhandene Fachkräftemangel durch die Aufnahme der Flüchtlinge entschärfen ließe oder nicht. Beteiligt an der Diskussion war unter anderem auch Michael Treiber, Leiter von „AWO Interkulturell“ beim AWO Landesverband Schleswig Holstein, sowie einige Mitarbeiter seiner Abteilung.
Zuvor hatte Martin Meers, Vorsitzender des Vorstands der LAG Arbeit und Geschäftsführer der AWO Bildung und Arbeit gemeinnützige GmbH, der die „Johanne“ gehört, die Gäste an Bord begrüßt und die Themen angerissen. Die Ausfahrt war Teil der jährlichen „sozialpolitischen Gespräche auf hoher See“, die 2015 ins Leben gerufen worden waren.